06.07.17 – Der letzte Monat

06.07.17 – Der letzte Monat

Es ist nun soweit: Der letzte Monat ist angebrochen. Mittlerweile war ich nun mehr als 330 Tage auf den Philippinen. Und somit bin ich nun an dem Punkt angekommen, an welchem ich langsam Abschied nehmen muss und meine angefangenen Projekte langsam beenden und der nächsten Generation Freiwilligen einen möglichst leichten Start ermöglichen muss. Schon in 2 Wochen kommt Pia, meine Nachfolgerin hier in Bacolod an. Und heute in 30 Tagen stehe ich wieder auf deutschem Grund und Boden.

Für mich ist es einfach nach wie vor unverständlich wie schnell die Zeit hier vergangen ist. Eine Zeit in meinem Leben, die ich und hoffentlich auch so manches Kalipay Kind nicht vergessen werden.

Ich habe hier unendlich viele Erfahrungen gemacht.
Habe Dinge gesehen, die mich für immer prägen werden.
Habe mit Menschen gesprochen, deren Botschaft ich nicht vergessen werde.
Habe in Augen geblickt, deren Dankbarkeit ich bis heute spüre.

Ich glaube das Wort “ intensiv“ beschreibt meinen Freiwilligendienst am Besten.

Doch ich möchte euch auch noch einen kleinen Einblick geben, von was ich so gemacht habe.
Seit meinem letzten Post, sind auch schon wieder 6 Wochen vergangen. Und in 6 Wochen kann man ziemlich viel erleben. In meinem letzten Blog-post habe ich von meinen Aktivitäten in den Sommerferien erzählt. Kurz nach dem Sportfest fand das sogenannte“KidsTown“ statt.

KidsTown – für eine Woche wurde das Recovered Treasures in eine kleine Stadt verwandelt. Eine Stadt mit verschiedensten Läden, einem gewählten Bürgermeister, einer Bank und einer Polizei. Es gab sogar ein Arbeitsamt.
Diese Aktivität wurde vor 2 Jahren von deutschen Freiwilligen eingeführt und seither von den beiden World-Horizon Freiwilligen fortgesetzt. Somit hat das ganze auch schon eine ziemliche Tradition.

Es war unglaublich cool zu sehen, wie initiativ die Kinder sein können, wenn es um etwas geht, was ihnen Spaß macht. Wir hatten mehrere Planungstreffen, welche ich ausschließlich moderiert habe. Somit wurden quasi alle Entscheidungen von den Kindern selbst getroffen. Meine Aufgabe war es diese Entscheidungen in die Realität umzusetzen. Im Nachhinein betrachtet hat das auch ganz gut funktioniert.

Für alle die noch nicht ganz verstanden haben worum es geht hier noch mal eine kurze Erklärung:
Manche kennen es auch als Stadttag oder Schule als Staat. Bei diese Aktivität geht es darum, dass die Kinder spielerisch an einen Arbeitsalltag heran geführt werden und auch ein Gefühl für Geld bekommen. Ganz nebenbei macht es auch noch sau viel Spaß sein eigenes Spielgeld zu verdienen und sich anschließend mit einem Eis oder einer Massage zu belohnen.

Und das Schöne ist, dass die Kinder wirklich kreativ sind und sich auch wirklich viel einfallen lassen. Das Angebot reichte über ein Kino, eine Karaokebar, eine Eisdiele, Bäckerei, Wellness-Center, Fitness-Center, Zeitung bis hin zur Polizei. Um das ganze noch ein bisschen spannender zu machen involvierten wir noch kleine Spielchen.
Zum Beispiel haben wir eingeführt, dass jeder einen geheimen Freund hat. Diesen geheimen Freund muss man beschenken, ohne dass er wirklich weiß von wem er beschenkt wird. Unerwarteterweise hat auch das ziemlich gut funktioniert.

Ein weiteres Spiel war das Mörderspiel.
Bei diesem Spiel muss die Polizei „Mordfälle“ aufklären und mit gezielten Fragen den Täter rechtzeitig fangen, ehe er noch mehrere Personen „ermorden“ kann. Klingt brutal, aber hat den Kindern unheimlich viel Spaß gemacht.
KidsTown hat mir sehr viel Spaß gemacht zu organisieren und zu moderieren. Am letzten Tag haben wir die Aktivität noch mit einer Party abgeschlossen.

 

Eine weitere Aktivität, welche mir unheimlich viel Spaß gemacht hat, war ein erlebnispädagogisches Seminar. Dabei habe ich mit 25 Teenagern ein paar Spiele gemacht und anschließend reflektiert. Besonders ein Spiel war unglaublich spannend anzuschauen.

Bei diesem Spiel wird die Gesamtgruppe in 4 Gruppen aufgeteilt. Jeder Gruppe stellt sich in eine Ecke und wartet auf weitere Anweisungen. In der Mitte befinden sich etwa 10 Stühle.

Zur einen Gruppe sagte ich: “ Setzt euch auf die Stühle“
Zur zweiten Gruppe sagte ich: „Stellt die Stühle in einen Kreis“
Zur dritten Gruppe sagte ich: „Schmeißt die Stühle um“
Zur vierten Gruppe sagte ich: „Stellt die Stühle nach draußen“

Ohne zu wissen, dass alle eine verschiedene Aufgabe haben, ging es nach einem Countdown los.
Ihr wollt gar nicht wie das binnen von Millisekunden eskaliert ist. Ich dachte einen Moment, dass ich die Übung abbrechen musste, da sich die Kinder beinahe die Köpfe eingeschlagen haben.

Ehrlich gesagt, war das die Reaktion, welche ich erwartet hatte. Denn mir ist hier schon oft aufgefallen, dass die Kommunikation hier ziemlich zu kurz kommt. Der Haken an dieser Übung ist, dass man kommunizieren muss. Die Lösung ist ziemlich einfach, sofern man mal gecheckt hat, dass alle eine andere Aufgabe haben. Auch wenn jeder etwas anderes zu tun hat, gibt es dennoch eine gemeinsame Lösung.

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Wie man sieht ging es ziemlich rund. Es flogen sogar Stühle durch die Luft.

-> Stühle nach draußen
-> Stühle in einen Kreis stellen
-> Stühle um schmeißen
-> darauf sitzen

Nach diesem „Aufwärm-Spiel“ habe noch einige Übungen gemacht, welche die Kommunikation und das Wir-Gefühl stärken sollten. Nach jedem Spiel haben wir eine Auswertung gemacht und das Geschehene reflektiert.
Anhand dieser Reflexionen kann ich durch aus sagen, dass diese Aktivität ein voller Erfolg war: Die Kinder hatte nicht nur richtig viel Spaß, sondern haben auch gelernt, dass man die Meinungen anderer respektieren muss, auch wenn die eigene Meinung nicht die selbe ist. Außerdem haben sie gemerkt, dass auch wenn jeder andere Bedürfnisse hat, man gemeinsame diese Bedürfnisse befriedigen kann.

Neben meinen sonstigen Aktivitäten wie Fußball, Email-exchange und Filmeabenden, habe ich auch noch viel nach- und vorbereitet, um somit den Volunteers nach mir eine leichteren Start bei Kalipay zu ermöglichen. Unter anderem habe ich ein „Volunteersbook“ erstellen. In diesem Buch finden die kommenden Freiwilligen eine Liste mit Aktivitäten, welche bereits durchgeführt worden sind und jederzeit wiederholt werden können.

Ein weiteres Highlight des Junis war, dass meine Freundin mich besuchen gekommen ist. Sie hat ihren Besuch mit einem einmonatigem Praktikum in einem Krankenhaus verbunden. Da wir zusammen wohnen wollten, sind wir in eine neue Wohnung gezogen. Sie wird noch bis zum Ende meines Dienstes mit mir hier wohnen und auch bei Kalipay arbeiten. Es ist ziemlich schön, wieder zusammen zu sein, nachdem man sehr lange von einander getrennt war.

Meine letzte Aktion war eine Camping-Activity. Hierfür machte eine französische Freiwillige ein Fundraising und sammelte 500€. Diese verwendeten wir dafür, um neue Zelte zu kaufen und eine Übernachtung auf einem Campingplatz zu finanzieren.

Ich kümmerte mich um das Programm und moderierte die Aktivitäten. Wir machten ein Lagerfeuer, spielten Gruppenspiele und hatten ein abendfüllendes Programm mit einem schönen Gottesdienst. Den Kindern hat es unglaublich viel Spaß gemacht und sie konnten es wirklich genießen draußen zu schlafen, da sie nur ganz ganz selten außerhalb von Kalipay schlafen.
Für manche war es sogar das erste Mal zelten zu gehen.

 

Auch wenn Kalipay den Kindern einiges bieten kann, mangelt es den Kindern oft an Freiheit. Ich denke, dass wir den Kindern ein Stück Freiheit ermöglichen konnten und so auch hoffentlich eine Auswirkung auf ihr weiteres Leben haben konnten. Zudem bin ich mir auch sicher, dass die künftigen Freiwilligen mit den gekauften Zelten eine ähnliche Aktivität durchführen können.

Für mich gibt es einfach nichts schöneres als diese Kinder glücklich zu sehen.

Ich hoffe euch geht es soweit gut und dass wir uns bald wieder sehen.
Ich freue mich auch schon auf meine Heimat und besonders auf euch!
In diesem Sinne ein vorläufiges bis bald und vielen Dank fürs Lesen.

Euer Luki

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3 Antworten zu 06.07.17 – Der letzte Monat

  1. marie.bossert@outlook.com schreibt:

    Lieber Lukas,

    ich habe deinen neuen Blogeintrag mit Freude gelesen. Besonders gefallen haben mir die Bilder von der Kinderstadt. Toll, dass es alles so super geklappt hat.
    Ich wünsche dir eine super restliche Zeit. Genieß es.

    Liebe Grüße,

    Marie

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  2. Jakob schreibt:

    Starker Artikel Luki! 🙂
    Ich finde die Stadtwoche, die E-Päd Spiele und das Zelten einfach alles richtig genial! Du wirkst sehr glücklich und die Kids wirken sehr glücklich, was will man mehr?! 🙂
    Amping gwapo :*
    Jakob

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  3. Anton Schmid schreibt:

    Hallo Luki!
    Großartig was du an Aktivitäten organisierst und moderierst.
    Die lachenden Kindergesichter zeigen dass die Aktionen bei ihnen ankommen.
    Mach weiter so!!!
    Viele liebe Grüße und bis bald von Opi Anton und Theresa ( bei einem Handykurs)

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